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Leben und Werk

 

Dehmel 

Narzissen

 

Weißt du noch, wie weiß, wie bleich
in den Maiendämmerungen,
wenn ich lag, von dir umschlungen,
dir zu Füßen hingerissen,
um uns schwankten die Narzissen?
Weißt du noch, wie heiß, wie weich
in den blauen Juninächten,
wenn wir, müde von den Küssen,
um uns flochten deine Flechten,
Düfte hauchten die Narzissen?
Wieder leuchten dir zu Füßen,
wenn die Dämmerungen sinken,
wenn die blauen Nächte blinken,
wieder duften die Narzissen.
Weißt du noch, wie heiß? Wie bleich?

(Richard Dehmel)

 

Kremmen darf sich stolz eine Dichterstadt nennen: Der Lyriker Richard Dehmel wuchs hier auf und verewigte Eindrücke und Erlebnisse aus der Stadt am Luch in seinen Gedichten. Der Kremmener See, das Luch, Erntetage, die Menschen - in seine ihm eigene künstlerische Form gebracht, schickte Dehmel mit seinen Versen Stimmungen aus Kremmen in alle Welt.

 

Am 18. November 1863 wurde Richard Dehmel in Wendisch-Hermsdorf in der Mark Brandenburg geboren. Der Vater Dehmels war Mitte des 19. Jahrhunderts Stadtförster in Kremmen. Richard Dehmel ging in Kremmen zur Schule und wohnte bei seiner Familie, die sehr kinderreich war, im alten Forsthaus. Die nahe gelegene Brücke ist nach Dehmel benannt.

 

1882 legte er sein Abitur ab, nachdem er das Gymnasium in Berlin besucht hatte. Aus dieser Zeit stammen seine ersten Gedichte.

 

1889 heiratete Richard Dehmel Paula Oppenheimer. Aus dieser Ehe gingen drei Kinder hervor. Das Paar gehörte zum Kreis der Berliner Bohème und Schriftsteller. Die Ehe scheiterte zehn Jahre später, nachdem Richard Dehmel Ida Auerbach begegnet war, der Ehefrau des Konsuls Auerbach. Nach der Trennung von Frau Paula unternahm Richard Dehmel längere Reisen mit der neuen Lebensgefährtin, unter anderem nach Heidelberg und Darmstadt. Hier unterhielt der Dichter Beziehungen zu der Darmstädter Künstlerkolonie - hieraus resultierten die unverkennbaren Elemente des Jugendstils in seiner Lyrik.

 

1894 beteiligte sich Richard Dehmel an der Gründung der Kunstzeitschrift PAN. 1901 heiratete der Dichter Ida Auerbach. Von nun an war Blankenese bei Hamburg der Wohnort. Zu Beginn des Ersten Weltkrieges 1914 meldete sich Dehmel als Freiwilliger. Seine Motive und Erfahrungen hat Dehmel im 1919 erschienenen Kriegstagebuch wiedergegeben. Am 8. Februar 1920 starb Richard Dehmel in Blankenese an einer Venenentzündung, die er sich durch die

Teilnahme am Krieg zugezogen hatte.

 

Über Richard Dehmel und sein künstlerisches Werk war man geteilter Meinung: Die einen schwärmten fanatisch, die anderen verlachten ihn. Eine geradezu schockierende Wirkung übten Dehmels Gedichte auf seine Zeitgenossen aus; es lag darin etwas vom Gewohnten Abweichendes und befremdend Neuartiges. Allerdings zeigt die Polarisierung der Meinungen, dass seine grüblerischen Gedichte mit sozial-revolutionärem Pathos und der Anpreisung des übermächtigen Eros sehr wohl an Bedeutung erlangt hatten.

 

Die rein formale Gestaltung der Gedichte Dehmels und die Sprachform war für die damalige Zeit irritierend einerseits und reizvoll modern andererseits. Vorwürfe bezogen sich auf eine gewisse Unverständlichkeit und Dunkelheit der sprachlichen Bilder in Dehmels Gedichten.