Zur Nikolaikirche
Die evangelische Kirchengemeinde Kremmen "St. Nikolai":
Geschichte des ältesten Hauses der Ackerbürgerstadt Kremmen
Die Nikolaikirche hat ihren Namen von dem Schutzpatron der Kinder, der Bäcker und der Schiffer, dem Bischof Nikolaus von Myra. Er lebte im vierten Jahrhundert. Sein Namenstag ist allen bekannt: der 6. Dezember.
Die Kirche ist das älteste Gebäude der Stadt Kremmen, die schon 1298 das Stadtrecht erhielt. Der aus Feldsteinen erbaute Chorraum aus dem 13. Jahrhundert zeigt die ursprüngliche Größe der Kirche. Später wurde das dreischiffige Langhaus angebaut. Die Erhöhung des Chores und der Einbau von zwei Emporen waren die letzte Erweiterung. Über dem erhaltenen Apostelchor existierte ein Sternchor, der hinter dem Altar herum führte. Der ursprünglich mit einer hölzernen Ampel gekrönte Turm brannte durch Blitzschlag 1917 ab. Er wurde 1928 etwas niedriger fertig gestellt. An der Stelle der drei Bronzeglocken, die im ersten Weltkrieg abgeliefert werden mussten, gibt es seit 1928 drei Stahlglocken mit einem elektrischen Geläut. Aus dem gleichen Jahr stammt das elektrisch betriebene Uhrwerk. Die Bemalung des Apostelchores ist eine Stiftung des Bürgermeisters Johann Grüwel aus dem Jahr 1693. Sie zeigt in zwölf Feldern elf Apostel und anstelle des Judas den Erlöser der Welt.
Der Altar ist ein Geschenk des Herrn von Cremmen, Vehlefanz, Groß- und Klein-Ziethen, Marco von Lüttke, von 1686. Auf den Mittelfeldern sind übereinander dargestellt: Das Abendmahl, die Kreuzigung, die Auferstehung und die Himmelfahrt. Zuoberst trägt der dreizehnstrahlige Stern den hebräischen Gottesnamen "JHWH".
Die Kanzelbilder, eine Stiftung des Münzmeisters Christoph Pflug von 1690, zeigen die vier Evangelisten und den Erlöser der Welt. Auf dem Kanzeldeckel steht der auferstandene Christus mit der Siegesfahne. Die hölzerne Taufe ist ein Geschenk des Ratsherrn Andreas Busse aus der gleichen Zeit. Drei mit Girlanden geschmückte Kinder tragen die Taufe. Sie sind vielleicht ein Hinweis auf den Bischof Nikolaus, der mit den Schätzen der Kirche Kinder vor Unheil bewahrte. Offensichtlich wurde nach der Reformation die Taufe als ein solcher Schatz angesehen.
Die "neue" Innenausstattung wurde notwendig, nachdem ein Stadtbrand 1680 auch die Kirche bis auf die Grundmauern zerstört hatte. Der Platz um die Kirche war bis 1812 Friedhof. Dann wurde er zu klein. Der neue Friedhof liegt zwei Kilometer vor der Stadt Richtung Staffelde auf dem Kienberg. An der Südseite des Außenmauerwerks fallen zahlreiche kreisrunde oder längliche Ausschabungen auf. Sie werden Fieberlöcher genannt. Der ausgeschabte Ziegelstaub diente als Medizin bei mancherlei Erkrankungen. Eine alte Sonnenuhr mit gotischen Ziffern stammt aus der Zeit, als um die Kirche noch keine hohen Bäume wuchsen. Die zweimanualige Orgel wurde 1961 von der Firma Schuke in Potsdam gebaut.